Ein abend bei der taz zur gewalt gegen mütter mit dem titel trennung impossible
Ich hatte schon auf IG eine auseinandersetzung mit einer der mitwirkenden des theaterstücks (rieke.übermuth). sie wurde zititert: weiblich gelesene personen mit kindern haben wenig hoffnung auf schutz, in einem system das sie strukturell marginalisiert und victimisiert... schon während der schwangerschaft erleben frauen*...
daraufhin habe ich kritisiert, gewalt an frauen ist auch die auslöschung des begriffes frau....
sie reagierte darauf irritiert und das growth project kommentierte mit smilie, dass sie sowas ja zum glück nicht täten.
ich fragte dann noch mal nach, nenne mir bitte eine weiblich gelesene person im familiengericht, die keine frau ist, deren problematik aber der der frauen entspricht. keine antwort.
daraufhin hatte ich wenig erwartungen für die veranstaltung.
ich nahm eine freundin mit, die bereits in den 80ern von ihrem damaligen ehemann geschlagen und terrorisiert wurde. sie hatte 2 kinder mit ihm und eine andere betroffene freundin, die wie ich noch mittendrin ist.
katja musafiri hätte gespräche mit gewaltbetroffenen müttern geführt und das theaterstück konzipiert um die situation auf der bühne sichtbar zu machen, so hieß es.
die darsteller verteilten sich im raum und lasen immer wieder wechselnd texte vor. teils sollten sie die verschiedenen perspektiven einer familie darstellen, teils wurden seltsame, sich reimende, rituell wiederholende texte auf english gesprochen. alles fing auf englisch an und ich versuchte zu ergründen, was das mit gewalt gegen mütter zu tun haben soll. besonders, als immer wieder wiederholt wurde: hold
, hold her breasts with your hands as if they were a bra... ich wurde zunehmend unruhig und hoffte, meine freundin, die wirklich schlimme gewalt erlebt hatte, würde nicht verstehen, was dort gesprochen wurde. der ständige wechsel zwischen den sprechern, die verschiedenen rollen (die man sich beim zuhören selber erschließen musste) und die englisch einlagen waren unheimlich anstrengend. auch die darsteller schienen damit ihre schwierigkeiten zu haben. der zeitraum, über den das lief war unerträglich und die texte, die ohnehin schon nicht besonders gut waren, wurden ständig auseinandergerissen und das ganze überstrapazierte meine nerven. als ich dann den transidenten mann sah, der die rolle des kindes übernahm wurde mir richtig schlecht. zum abschluss wurde gesungen, nein geschrien, i am not yours, i am not your toy!!!! es war so laut und unangenehm, dass wir wirklich schwierigkeiten bekamen, das auszuhalten. wir sprachen zu diesem zeitpunkt kaum miteinander. wir waren einfach zu eingenommen und verwirrt. danach gab es eine kurze pause und meine freundinnen und ich waren erstmal sprachlos, was uns gerade wiederfahren ist.
die pause wurde angekündigt, wir sollen es uns jetzt gemütlich machen für den weiteren teil. meine freundin war ratlos über diesen kommentar...
erneut wurde unsere situation aus einer perspektive erzählt, die nicht versteht, worum es geht. es auch nicht wirklich verstehen will und ihre eigene agenda daran hängt. das ist ein alltäglich brot in gerichtsverfahren mit den vielen beteiligten, die sich alle ihr höchsteigenes (eigennütziges) bild machen und dafür sorgen, dass sie mit ihrem bild gehört und anerkannt werden, nicht aber die mutter und das kind. es ist jedes mal schmerzhaft mitzuerleben, wenn andere sich anmaßen mehr über die eigene situation zu wissen und zusätzlich das ganze für eigene agendas missbrauchen. so auch hier und in voller dröhnung.
nach dem theaterstück verliessen ungefähr ein drittel den raum. meine freundin meinte, das sind die fans der darsteller. und so war es auch. die kamen nicht wieder. das waren auch die, die begeistert beifall klatschten. wir konnten uns dazu nicht überwinden.
meine freundin fing dann nach einem kurzen moment des durchatmens an zu zittern vor wut und zu schwitzen. sie hatte angst, dass sie vielleicht zu wort gebeten wird und angst, was sie dann sagen würde in ihrer wut. sie fühlte sich verpflichtet für uns zu sprechen und uns in schutz zu nehmen, war aber selbst zu betroffen. wir waren alle froh uns zu haben und unsere reaktion zu dieser aufführung in der reaktion der jeweils anderen wiederzuerkennen. wir sind es gewohnt gegaslightet zu werden und der zweifel ist unser ständiger begleiter. auch weil uns so unfassbar viele unglaubliche situationen wiederfahren. wie so auch hier...
dann wurde die bühne umgebaut und es sollte zur diskussionsrunde kommen.
zunächst war dort eine einzige betroffene, die gewohnt ist, öffentlichkeitsarbeit zu machen, stefanie ponikau und sonst unbetroffene. später sollte noch eine betroffene, die autorin des buches, 50 ways to leave your ehemann, jacinta nandi dazu kommen. die moderatorin grinste ununterbrochen bis zum ende der veranstaltung ca. 1,5 std später.
ein vollkommen unstrukturierter austausch folgte. wir, das publikum sollte einfach dasitzen und zuhören, wie die personen auf der bühne sich über uns unterhielten. wie in einer talkshow. der raum war zu einem viertel gefüllt, also sowieso schon fast leer. die moderatorin der taz hatte offensichtliche schwierigkeiten das gespräch zu moderieren, ihre fragen zu formulieren und wirkte vollkommen unvorbereitet. wir fühlten uns nicht ernst genommen und im stich gelassen. das sollte öffentlichkeitswirksame aufklärungsarbeit sein? das soll die opfer würdigen?? es vielen sätze wie:
"es sind hier im raum nur 2-3 männer und wir müssen dankbar sein, dass sie hier sind"
mit einem mal redete die anwältin auf einmal von cis männern.
es wurde immer wieder bemüht gegendert, aber niemand hatte ein problem damit, dass immer wieder gesagt wurde, gewaltbeziehung. "die frauen befinden sich in einer gewaltbeziehung und keiner merkt es." ja, und ihr habt euch mit eurem sprachgebrauch offensichtlich nicht auf diese veranstaltung vorbereitet. es ist ja auch egal, wie sich gewaltbetroffene frauen fühlen, ihr sprecht ja auch nicht mit ihnen, sondern über sie.
was wurde alles NICHT in dieser veranstaltung besprochen:
- das systemische problem angefangen mit der gesetzesänderung 2012, die es den vätern möglich macht, dass system zu missbrauchen um die mütter und kinder mit hilfe des systems zu terrorisieren. das die mütter dadurch jahrelangen terror ausgesetzt sind, dem sie nicht entfliehen können.
- dass es also eine gesetzlich verankerte missbrauchssituation auf kosten der mütter gibt
- eine ausreichende analyse der systemischen täter opfer umkehr
- verfahrensbeteiligte (richter, anwälte, verfahrensbeistände, jugendamtsmitarbeiter, familienberater etc.) sind durch die bank weg nicht, oder durch privatinstitute ausgebildet, die teilweise väterrechtsideologien verbreiten, die nicht wissenschaftlich sind (in teilen wurde das dann von einer frau im publikum ergänst. rein zufällig). es gibt keine verpflichtung zur ausbildung und niemand kontrolliert die inhalte in den ausbildungen.
- das sämtliche oben genannte beteiligte inklusive ihrer entscheidungen letztlich rechtlich nicht angreifbar sind und diese sich auch nicht austauschen lassen (zb ein offensichtlich voreingenommener verfahrensbeistand und/oder richter werden in jedem weiteren gerichtsverfahren über das schicksal von mutter und kind entscheiden)
- das die befragung der kinder eine unnötige und retraumatisierende praxis ist, die nicht auf die bedürfnisse der kinder angepasst wird und hinterfragt wird.
- was ist gewalt, wie wird sie definiert und wie wird diese unsichtbare gewalt genannt. coercive control wird seit 30 jahren erforscht, aber in deutschland weiß niemand was das ist. es ist bereits eine straftat in schottland und england.
- eine analyse der systemischen unterdrückung der mütter im ganzen und das sie dadurch vollkommen ausgeliefert sind. es gibt nirgendwo eine möglichkeit der gewalt zu entkommen, da die rechtssprechung, die gesellschaft und die institutionen die gewalt ignorieren. das bedeutet unter umständen 10+ jahre an regelmäßiger gewalt.
- das männer gewalttätig sind und nicht die beziehung es ist.
- das männliche gewalt ein gesamtgesellschaftliches problem ist, das immer wieder ignoriert wird.
- das gewalt gegen mütter ein gesamtgesellschaftliches problem ist, das alle etwas angeht.
- sämtliche zahlen und fakten zu dem thema wurden nicht übersichtlich zusammengefasst und kommuniziert, sondern es wurde alles dem zufall (und den fragen der ständig grinsenden, unvorbereiteten moderatorin) überlassen.
- es wäre sehr erhellend gewesen, wenn es wenigstens eine frage ins publikum gegeben hätte, wer dort als betroffener sitzt und wer nicht.
- es wurde kein forderungskatalog zusammengestellt und die bedürfnisse und rechte der frauen, mütter und kinder formuliert.
- es fehlte eine gegenüberstellung der rechte der väter und männer vs der der frauen und kinder.
- es fehlte eine sprachanalyse
- etc..
stattdessen wurde irgendwann tatsächlich über täterarbeit und therapieplätzen für diese gesprochen. niemand fand es erwähnenswert, dass es für betroffene frauen/mütter kein einziges therapieangebot gibt. das durchschnittstherapeuten die problematik nicht erfassen, so wie auch alle anderen, und es dadurch spezielle therapieangebote für frauen, mütter und kinder braucht.
stefanie ponikau meinte zu einem beispiel aus spanien (dass durch eine der betroffenen im publikum zufällig eingeworfen wurde), sie würde sich in ihrer arbeit in deutschland nicht trauen, solche forderungen zu stellen. ach ja? und warum nicht? und wie soll sich dann was ändern, wenn man eine haltung hat, die lieber nicht zu viel fordert, damit sich keiner "diskriminiert" fühlt und eventuell abspringt? wie soll eine haltung helfen, die um veränderung bettelt anstatt sie zu fordern. sind wir so wenig wert, dass man über uns nicht klartext sprechen kann?
die anwältin hat sich befohlen gefühlt, anekdoten aus ihrer praxis zu schildern. wir drei reagierten angespannt darauf. sie berichtete von einem fall mit dem sie beleuchten wollte, dass die mutter das sorgerecht verliert, wenn sie andeutet mit dem kind das land zu verlassen. aber genau diesen kontext um diese anektode, der sich daraus ablesen lassen sollte, den lies sie unerklärt. so hat sie zwar eine schockierende anekdote auf kosten ihrer klientin erzählt, aber es ist unklar, ob verstanden wurde, was genau sie damit sagen wollte. der emotionale aspekt wurde dargestellt, aber der juristische und die folgen vollkommen unerklärt.
am ende gab es dann doch kurz meldungen aus dem publikum. ich erinnere mich an insgesamt 5. es kam uns so vor, dass sich dort auch betroffene frauen zu wort meldeten und deren beiträge waren absolut essentiell. wäre der themenabend ohne theaterstück und mit regem austausch aus dem publikum gefüllt gewesen plus daten und fakten zur situation und abschließend formulierten forderungen, hätte es ein erfolgreicher abend werden können.
so meinte meine freundin resigiert, es fühlte sich so an als wenn ein paar woke "feministinnen" sich im nachhinein austauschen: "und was hast du so am fr. abend gemacht?" "ich, ja also ich, habe heute für die rechte von müttern in gewaltbeziehungen gekämpft".. und damit ist das thema dann auch schonwieder beendet....
alle beteiligten waren verloren in ihren eigenen agendas und keiner hielt es für notwenig, sich in einer vorangehenden vorbereitung darüber klar zu werden, was an diesem abend thema sein soll und erreicht werden soll. es gab wokeism, falsch verstandenen feminismus, flüchtlingsproblematiken, angst vor anschuldigungen zu rassismus und transphobie, angst vor vorwürfen zu diskriminierungen von männern, gendersprache, selbstdarstellungen aller art.. und mittendrin das thema gewalt an frauen, müttern und kindern... wir drei haben uns missbraucht gefühlt. missbraucht, unverstanden und gedemütigt.
wir bedanken uns nicht!!
Ps: ich erfuhr dann später, dass die morderatorin sich als solche zum ersten mal bei dieser gelegenheit ausprobieren durfte. Ich denke, wir wären mehr wert gewesen und es hätte sich für diese junge frau eine angemessenere gelegenheit finden können. Auch sie hätte das sehen können.